Amazon plant zwei neue Zentren in und bei Rostock – eines am Überseehafen, eines in Dummerstorf. Wir sind der Meinung, dass weder das eine noch das andere eine gute Idee ist. Die Liste mit Gründen gegen Amazon ist dabei lang: Amazon betreibt Lohndumping und Ausbeutung, zahlt weder in den USA noch in der EU auch nur annährend das an Steuern, was sie zahlen sollten, überwacht die eigenen Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz und schikaniert sie, sobald sie sich in irgendeiner Weise gegen den Konzern wehren, verweigert die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, geht aktiv gegen gewerkschaftliche Bestrebungen vor und überwacht in Deutschland außerdem u.a. ver.di, Fridays for Future, Greenpeace und Extinction Rebellion, da sie diese NGOs und Bewegungen (zurecht) als Bedrohungen empfinden. Dazu hat Amazon sogar einen eigenen internen Geheimdienst, das „Global Security Operations Center“, aufgebaut und arbeitet aktiv mit der US-Detektei „Pinkerton“ zusammen, welche in der Vergangenheit immer wieder dafür verantwortlich war, Gewerkschaften und Aufstände von Arbeiter:innen im Keim zu ersticken, beispielsweise bereits 1892 bei einem Streik von Stahlarbeiter:innen. Auf der Jobplattform XING sucht Amazon neuerdings sogar aktiv nach „Führungskräften mit militärischem Hintergrund“…
Die Beschäftigten bei Amazon erhalten nur etwas mehr als den Mindestlohn, obwohl in der Branche dank Tarifverträgen höhere Löhne üblich sind. Dabei war CEO Jeff Bezos noch bis vor kurzem der reichste Mensch der Welt (bis er von Elon Musk eingeholt wurde) und Amazon erzielte 2020 einen Rekordgewinn von 6,33 Milliarden US-Dollar. Die Arbeitsbedingungen sind dabei oft prekär; nicht ohne Grund waren Amazon-Lager in der Vergangenheit immer wieder Corona-Hotspots. Aber auch jenseits von Corona berichteten Mitarbeiter:innen in der Vergangenheit immer wieder von massivem Stress und gesundheitlichen Problemen bis hin zu Burnouts. Amazon scheint das nicht zu interessieren.
Dazu kommt die enorme Macht, die Amazon inzwischen besitzt. Der Einzelhandel beklagt die Situation schon seit Jahren, da Amazon Stück für Stück zum Monopolisten wird. Aber nicht nur die direkten Konsumangebote sind ein Problem. Amazon betreibt mit „Amazon Logistics“ inzwischen ein eigenes Logistikunternehmen, auf welches immer mehr (auch kleinere) Unternehmen setzen, was die Monopolisierung natürlich verstärkt. In einigen Städten erfolgt inzwischen sogar die „same-day delivery“, also die Zustellung noch am selben Tag. Das bedeutet nicht nur Stress für die Arbeiter:innen bei Amazon, sondern setzt auch Standards, die mit einem ökologischen und nachhaltigen Lebensstil unvereinbar sind. Außerdem ist das Unternehmen mit seinen „Amazon Web Services“ der führende Anbieter bei Hosting-Angeboten für Websites und weitere Online-Dienste, womit Amazon bereits heute – zumindest theoretisch – einen Großteil des Internets kontrollieren kann.
Bereits im Dezember machte die linksjugend [’solid] Mecklenburg-Vorpommern auf die Kampagne „Weihnachten ohne Amazon“ von Martin Schirdewan aufmerksam, der für DIE LINKE im Europäischen Parlament vertreten ist. Weihnachten ist vielleicht nicht mehr aktuell, die Inhalte der Kampagne sind es jedoch nach wie vor, weshalb wir sie an dieser Stelle auch erneut teilen wollen.
All diese Gründe machen Amazon zu einem Unternehmen, das weder mit fairer Arbeit noch dem Pariser Klimaabkommen und einem guten Gewissen vereinbar ist. Deshalb sprechen wir uns entschieden gegen die neuen Standorte aus – nein zu Rostock und Dummerstorf als Amazon-Standorte!